Gauss-Krüger nach UTM: Versatz/Verzerrung

Liebe Experten,

mir wurde ein Shape mit einer Waldfläche übergeben, das in Gauss-Krüger angelegt worden sein soll. Es liegt bei Ratzeburg, also in Zone 4. Ich habe dem Shape daher im ArcGIS-Catalogue die Projektion DHDN 3 Degree Gauss Zone 4 zugewiesen. Da ich mit UTM weiterarbeiten will, habe ich den Datenrahmen über Data Frame Properties > Transformations vom GCS Deutsches Hauptdreiecksnetz nach GCS WGS 1984 transformiert und dazu DHDN To WGS 1984 5x angewendet (da Ratzeburg ja nördlich von 52° liegt). [und danach noch auf Projiziert > ... > UTM 32N umgestellt]

Soweit klappt das alles. Aber: Wenn ich eine Basemap hinter diese Fläche lege (egal welche: OSM, World Imagery oder sonst was), deckt sich die Fläche nicht mit dem "Original", sie ist um etwa 50 m nach Südost verzerrt (nicht nur einfach versetzt).

Woher weiß ich jetzt, wo der Fehler ist? Meiner Meinung nach kommt nur folgendes infrage:
1: ich habe bei der Transformation was falsch gemacht.
2: die Daten sind NICHT Gauss Krüger
3: die Fläche wurde von vorn herein nicht sauber "gemalt"

Da ich bisher nicht viel mit Projektionstransformation zu tun hatte (nur mal was on the fly umgestellt), bin ich jetzt verunsichert.

Ich würde mich sehr über eine Rückmeldung freuen!

Dankeschön und viele Grüße,
wantje
Hallo wantje,

eine Frage: welches ArcGis?

Ansonsten nimm bitte für den Datenrahmen das GRS80 - basierende ETRS89 UTMZone 32N

Ab ArcGis 9.3 wird dir da die Transformationsmethode nTV2 angeboten, die als netzbasierende wesentlich genauer ist als die anderen.

Ansosten sollte es eigentlich klappen, wenn nicht, ist was anderes faul...

Sven
Hallo Sven,
erstmal ganz herzlichen Dank für Deine schnelle Antwort! Wir nutzen hier ArcMap 10.1.

Ich bin jetzt so vorgegangen (aber habe Dich vermutlich falsch verstanden?):
- neues ArcMap-Dokument angelegt
- Shapefile mit ArcToolbox über "Define Projection" die Projektion DHDN 3 Degree Gauss Zone 4 (aus den National Grids) zugewiesen (vorher hatte das Shape keine Projektionsangabe)
- Shapefile wurde automatisch dem ArcMap-Dokument hinzugefügt
- Datenrahmen ist daher auch auf DHDN 3 Degree Gauss Zone 4 eingestellt
- für Transformation nach ETRS unter Data Frame Properties "Transformations" angeklickt
- Convert from GCS Deutsches Hauptdreiecksnetz Into GCS ETRS 1989 Using DHDN To ETRS 1989 8 NTv2 ausgewählt
- OK: aber die Transformation bleibt bei DHDN... bestehen (als ob das OK nichts bewirkt)

Zweiter Versuch:
- dem auf DHDN 3 Degree Gauss Zone 4 eingestellten Shapefile per ArcToolbox - Projections ... - Feature - Project die neue Projektion ETRS 1989 UTM Zone 32 zugewiesen mit Methode nTV2.
- Auch hier ergibt sich die gleiche Abweichung auf der Basemap wie in meinem ersten Post geschrieben.

Ist grundsätzlich an meiner Vorgehensweise etwas falsch?

Danke nochmal!

Und viele Grüße,
wantje
wantje
Im Grunde nicht.
Das ist erst mal auch mein prinzipieller Weg...

Es klingt erst mal trotzdem nach einem Koordinaten-Tansformationsproblem.

Ich gehe dann einen Schritt weiter... ich lösche aus dem Shape-File die *.prj-Datei und betrachte sie dann im ArcCatalog... Die angezeigten Koordinaten geben mir dann durchaus einen Hinweis... die dann angezeigte x-Koordinate kann ein Hinweis sein...

ich muß noch mal überlegen...

Ratzeburg ist eigentlich im Bereich UTM32N. Wenn es ältere Daten sind, dann, DHDN Zone 4 oder wenn es alte Bundesdaten sind, DHDN Zone 3...

Unterschiede:

bei UTMZone 32N (EPSG-konform) sollten die x- Koordinaten 6stellig sein.
bei DHDN Zone 4 sind die x-Koordinaten 7stellig mit führender 4.
bei DHDN Zone 3 sind die x-Koordinaten 7stellig mit führender 3.

das mal bitte prüfen...

Sven
Hallo Sven,

nochmal danke für Deine viele Mühe! Die X-Ausdehnung des Shape-Files beträgt min/max 4420313/4421139 (und ein paar Nachkommastellen), d. h. DHDN Zone 4 sollte zutreffen.

Beim zweiten Versuch hat zumindest das Transformieren nach ETRS geklappt (k. A. warum beim ersten Mal null Reaktion kam). Der Versatz bzw. die Verzerrung besteht aber nach wie vor.

Ich denke auch, dass es irgendwie an der Transformation liegt. Vielleicht mache ich doch einen Denkfehler: ich dachte immer, ich kann problemlos Basemaps von ArcGIS hinter meine eigenen Daten legen. Da ich bisher nur mit UTM WGS 1984 gearbeitet habe (GPS-Daten und OpenStreetMap), hatte ich logischerweise auch nie ein Problem. Aber vllt. hakt es, weil ich jetzt eine (WGS 1984-)Basemap hinter das ETRS-Layer legen will. Muss ich vllt. noch ein zweites Mal transformieren? Erst von DHDN zu ETRS und dann, nach dem Hinzufügen der Basemap noch mal von ETRS zu WGS 1984? Gleich mal ausprobiert: Nein, dann ist der Versatz noch viel größer: das Shape sitzt dann knapp 200 m nord(nord)östlich von der Position der Waldfläche auf der Basemap.

Danke nochmal für Deine Gedanken!!!

Schöne Grüße,
wantje
PS:
Vllt. benutze ich die falschen vorgegebenen Koordinatensysteme (GK z. B. gibt es ja mehrfach). Ich verwende:
- DHDN_3_Degree_Gauss_Zone_4 WKID: 31468 Authority: EPSG
- ETRS_1989_UTM_Zone_32N WKID: 25832 Authority: EPSG
- und ggf. WGS_1984_UTM_Zone_32N WKID: 32632 Authority: EPSG
Mal zwischengefragt: Stellst du denn beim Laden der Basemap deren Transformation von WGS84 auf ETRS89 um? Diesen Schritt kann ich in deinen Postings irgendwie nicht finden.
Hallo Maxilla,
auch Dir schon mal danke.

Ich hatte erst gedacht, das passiert automatisch (wie gesagt, mir war/ist das mit den Projektionen nicht ganz klar); dann aber oben beim Post von 14.06 Uhr hatte ich ja geschrieben (jetzt etwas ausführlicher):
- nach dem Transformieren von DHDN nach ETRS
- und dem Hinzufügen der Basemap, die in WGS84 vorliegt
- habe ich per "Properties" des ganzen Layers > den Datenrahmen umgestellt auf ETRS 1989 UTM Zone 32N und per "Transformations"-Button von GCS WGS 1984 (auf das sich der Datenrahmen durch das Hinzufügen der Basemap umgestellt hatte) nach GCS ETRS 1989 transformiert
- Reaktion war eine Änderung des Kartenbilds, Fläche immer noch verzerrt

Liegt hier mein Fehler? Muss ich das irgendwie anders umstellen? Ich glaube, ich stelle mich einfach zu blöd an und/oder mir fehlt ein elementarer Schritt. Sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht... :-/

Verwirrte Grüße,
wantje
4420313/4421139:

das wäre dann östlich Ratzeburg (in etwa...)

Du hast einen leeren Datenrahmen und für diesen stellst du z.B. "ETRS_1989_UTM_Zone_32N WKID: 25832 Authority: EPSG" ein.

Du lädst Basemap Openstreetmap hinein. Diese wird in WGS84 ausgeliefert. da kommt die Meldung "Warnung zu geograpnischen Koordinatensystemen. Es wird für OSM GCS_WGS_1984 angezeigt. Du drückst den Button "Transformationen..." und wählst als Methode ETRS_1989_To_WGS_1984" aus.

Nun lädst du die Gauss-Krüger-Daten hinein. Entweder kommt nun wieder die Koordinatensystemwarnung oder man macht das manuell:

Eigenschaften des Datenrahmens-> Koordinatensystem->Transformationen...

Für den Weg "GCS_Deutsches_Hauptdreiecksnetz" nach "GCS_ETRS_1989" wird dann "DHDN_To_ETRS_1989_8_NTv2" gewählt.

Dann muß die Lage korrekt sein, sonst ist was mit dem Shape faul.

ich hab das eben auf Arbeit mit ArcGis 10.0 durchgespielt.

Sven
Sooo... ich habe gerade ein schönes online-Tool von McPom gefunden (https://www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php), wo sich auch Shapefiles hochladen und darstellen lassen (in verschiedenen Projektionen). Die Fläche ist genauso verzerrt wie in ArcGIS. Ich gehe darum jetzt davon aus, dass die Fläche einfach ungenau abgezeichnet wurde oder dass etwas mit den Koordinaten nicht stimmt, denn nun kann es ja wirklich nicht mehr an einer falschen Bedienung von ArcGIS liegen.

Trotzdem danke für die Hilfe!!!!

Und liebe Grüße,
wantje
Ups, hat sich überschnitten!

Die Variante hatte ich auch schon durchgespielt und habe das eben nochmals durchgeführt. Es passt nicht, also liegt es am Shape.

Also: nochmals ganz lieben Dank!!!! Tut mir leid, dass ich euch soviel Arbeit gemacht habe, aber ich war mir irgendwie sehr sicher, dass die Daten vom Forstamt stimmen müssen.

wantje
Tut mir leid, dass ich euch soviel Arbeit gemacht habe, aber ich war mir irgendwie sehr sicher, dass die Daten vom Forstamt stimmen müssen.

Ich hab schon Pferde vor der Apotheke... Ähmm... nein...


... die tollsten Dinger erlebt... was mitunter gerne mal passiert, ist daß die Geodaten des Shapes eine Projektionsvariante haben, die dem Shape zugehörige Projektionsdatei eine ganz andere...

Das härteste war: http://www.anuva.de/service_arcforum.php?action=vthread&forum=2&topic=5673

Brandenburgische Geodaten haben (teilweise noch) eine falsche Projektionsdatei... mit dieser kann man keine Transformation von Gauss-Krüger nach WGS84/ ETRS89 oder umgedreht machen... 3 1/2 Jahre wurden so die falschen Daten verteilt... Zum Glück ist es endlich korrigiert...

Sven
Da ich gar keine Projektionsdatei bekommen habe, sondern nur shp, dbf und shx, kann ich zumindest auch keine falsche bekommen haben... :-D

Was da sonst noch falsch ist, möchte ich glaub ich lieber gar nicht wissen (v. a. nach der Lektüre des von Dir verlinkten Threads).

Klasse jedenfalls, dass man hier von Leuten wie Dir so fundierte Rückmeldung bekommt!!

Schönen Tag wünscht
die wantje
Da ich gar keine Projektionsdatei bekommen habe, sondern nur shp, dbf und shx, kann ich zumindest auch keine falsche bekommen haben... :-D

Das ist richtig...

Nur so nebenbei... der von dir genannten X-Ausdehnung zufolge fällt mir nichts anderes ein, als Gauss-Krüger, Zone 4. Vor dem laden in den Datenrahmen hast die aber die Projektion für das Shape im ArcCatalog festgelegt... hoffe ich...


War Quark... kar, sonst hättest du keine Transformatinsmethode festlegen können...

Einen schönen Feiertag wünscht

Sven
War Quark... kar, sonst hättest du keine Transformatinsmethode festlegen können...
Eben ;-)

Ich hab vorhin noch angefangen, über alte DDR-Transformationen 40/83 und 42/83 mit Krassowski usw. zu lesen und damit ein bisschen zu basteln. Es kann nämlich sein, dass die ursprünglichen Daten noch auf diese Zeit zurückgehen (jedenfalls wird in einem anderen Punkt-Shape aus der selben Quelle mit Daten gearbeitet, die Anfang der 1990er erhoben wurden). Passte aber auch nicht besser, sodass ich jetzt aufgebe. In dem Maßstab, in dem das Ganze dargestellt werden soll, fällt die Abweichung vermutlich gar nicht auf, und irgendwelche Berechnungen stellen wir mit der Fläche auch nicht an. Es muss wohl nicht immer alles perfekt sein.

Ebenso einen schönen Feiertag!
wantje